Stuttgart liest ein Buch 2015

Roman versus Hörspiel

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Günter Guben und Astrid Braun in der Diskussion über das Hörspiel (Foto: Michael Seehoff)

Ein persönlicher Eindruck über den Abend von Mitarbeiter Fabian Neidhardt

“Nachdem die Veranstaltung eigentlich für das Café im oberen Bereich der Bibliothek geplant war, wurde sie spontan in den größeren Max-Bense Saal verlegt, was teilweise für Verwirrung, größtenteils aber für Freude gesorgt hat. Astrid Braun, Chefin des Stuttgarter Schriftstellerhauses und Projektleiterin von Stuttgart liest ein Buch, begrüßte die Gäste höchstpersönlich am Eingang des Saales, mit einem Lächeln und der Frage, ob die Besucher denn nicht noch beim Gewinnspiel von Suhrkamp mitmachen wollen. Was für ein Glück! Denn wie sie da steht und den Leuten die Gewinnspielzettel abnimmt, kommen so viele auf sie zu und sagen ihr, wie unglaublich schön und gelungen die letzten elf Tage gewesen sind. Und Astrid Braun sieht mich in einem ruhigen Moment an und sagt, jetzt bin ich bald zehn Zentimeter größer vor Stolz. Ich nicke, denn die Leute haben Recht und sie Grund, stolz zu sein. Genauso stolz ist dann immer noch, als Frau Brüssel von der Bibliothek sie begrüßt und vorstellt und nebenbei erwähnt, dass „Der Hals der Giraffe“ in der Zeit von “Stuttgart liest ein Buch” in allen Exemplaren und in allen Standorten der Stuttgarter Stadtbibliothek – selbst digital – vergriffen war! Und schmunzelnd sagt sie, selbst Leute die „eigentlich sowas nicht lesen“ sind plötzlich interessiert.

Wie schön, dass Literatur heutzutage so etwas noch leisten kann. Dann also steht eine strahlende Frau Braun vorne und begrüßt die Besucher und kurz bevor es losgeht, muss sie die schlechte Nachricht des Abends verkünden: Beate Andres, die Regisseurin und Autorin des Hörspiels konnte leider aus persönlichen Gründen nicht zugegen sein. Kein Abbruch, wir tauchen trotzdem ein in das Leben von Inge Lohmark, gesprochen von Corinna Harfouch – in zwei verschiedenen „Rollen“. Eine Stunde lang sind wir dabei, manchmal wünschte ich mir ein Sofa, um bequemer hören zu können, und eine Besucherin legt sich tatsächlich auf den Boden, was ich mich nicht traue. Dann tauchen wir wieder auf und applaudieren. In der Zeit des Applauses nehmen Astrid Braun und Günter Guben, ehemaliger Hörfunkregisseur, selbst Autor und von 2004-2008 Vorsitzender des Vereins Stuttgarter Schriftstellerhaus, ihre Plätze auf dem Podium ein.

Guben hat gute Arbeit geleistet und berichtet nun, was ihm an diesem Hörspiel aufgefallen ist. Ich bin begeistert, dass es bei einer Veranstaltung wie dieser möglich ist, eine kritische Stimme auf dem Podium sitzen zu haben. Was nicht heißt, dass wir etwa Schlechtes gehört haben, im Gegenteil. Manch einer im Publikum findet die Geschichte als Hörspiel greifbarer als in gedruckter Fassung. Aber es gibt eben auch Schwächen und wir reden sowohl über diese Schwächen als auch über die positiven Aspekte. Und natürlich merken wir, dass sich über sehr viele Sachen gar nicht streiten lässt, weil doch jeder Besucher seine ganz persönliche Meinung hat. Am Ende aber sind wir doch der Literatur wegen zusammengekommen. Und zum Schluss gibt noch einmal Applaus, nicht nur für den Abend, sondern für die gesamte Aktion. Und Astrid Braun wirkt tatsächlich mindestens zehn Zentimeter größer.”

Fabian Neidhardt

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